Sophie Scholl ist die meist verehrte Widerstandskämpferin der deutschen Geschichte. Doch wann wandte sich das einstige BDM-Mitglied von den Nazis ab? Eine Spur führt in die Kleinstadt Blumberg.
Die Kapelle von Blumberg-Zollhaus ist derzeit ein verlassener Ort. Seit mehr als einem Jahr hat in ihr wegen der Pandemie kein einziger Gottesdienst mehr stattgefunden. Nichtsdestotrotz schließt die Mesnerin jeden Morgen pünktlich um zehn Uhr die Kirchentür auf. Angelika Maus hat es nicht weit. Die 69 Jahre alte Frau mit der Kurzhaarfrisur muss nur die Waldshuter Straße überqueren, die den Schwarzwald-Baar-Kreis mit der Schweiz verbindet. Der Blumberger Ortsteil Zollhaus ist eine Randzone, ein Durchfahrtsort, an dem einst weithin unbeachtet die bekannteste und meistverehrte deutsche Widerstandskämpferin ein halbes Jahr ihres kurzen Lebens verbrachte: Sophie Scholl. Während ihres Aufenthalts hatte die spätere Ikone der Weißen Rose eine beste Freundin. Sie hieß Hildegard Schüle und war die Mutter von Angelika Maus.
"Es ist eine kleine bunte Kapelle. Ich kniete hin und versuchte zu beten. Dabei aber dachte ich: Du musst dich schicken, damit du bald aufstehen kannst, bevor jemand kommt." Tagebucheintrag von Sophie Scholl
"Hier hat sie oft auf dem Harmonium gespielt", sagt die Mesnerin und zeigt auf die Nische rechts neben dem ...