Frontsoldat Vitaliy sieht seine Familie das zweite Weihnachten nicht. Der 33-jährige Ukrainer weiß genau, wofür er kämpft. Seine Frau Marianna sieht das auch so. Doch sie will die Last gerecht verteilt sehen.
Der Krieg hat seine Spuren auf dem Körper von Vitaliy hinterlassen. Im linken Unterarm haben Splitter Zacken aus dem Fleisch gerissen. In Wellen zieht sich dort die Haut über der Muskulatur. Auf dem Oberarm ähnelt die Narbe dem dreidimensionalen Tattoo einer Landkarte. Vitaliy hat nach seiner Verwundung wieder Muskeln aufgebaut, doch der Arm bleibt etwas ungelenk. Und dennoch: Nicht einmal seine Reha-Zeit wollte Vitaliy nach der Verwundung in Gänze nutzen. Schon vor deren Ende meldete sich an die Front zur 63. Brigade zurück.
Der 33-Jährige zieht seinen Mantel an, wirft den Träger mit den schusssicheren Platten über, setzt den Helm auf. Der Bunker, in dem er steht, ist ein schmaler Raum, in den Erdboden gegraben. An den Seiten trennen Holzplatten das Erdreich von drei Hochbetten. Zwischen diesen kann gerade ein Mann stehen. Über die Balken der ...