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Familie

Wenn der unerfüllte Kinderwunsch das Leben bestimmt

  • Anna Scheld

  • So, 21. Januar 2024, 14:44 Uhr
    Liebe & Familie

     

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BZ-Abo Acht Jahre lang versucht Thea Siemes, schwanger zu werden. Doch nichts funktioniert. Dann akzeptiert sie, dass sie nie die Mutter wird, die sie immer sein wollte – und fängt an zu trauern.

Thea Siemes (Name geändert) sitzt auf ...ihre Katze wichtiger denn je für sie.   | Foto: Anja Lehmann
Thea Siemes (Name geändert) sitzt auf ihrem Bett im Schlafzimmer. Seit sie ihren Kinderwunsch aufgegeben hat, ist ihre Katze wichtiger denn je für sie. Foto: Anja Lehmann
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Was zum Teufel machen wir hier eigentlich, fragt Thea Siemes sich. Es ist einer dieser vielen schmerzhaften Abende. Mit ihrem Mann sitzt sie im Wohnzimmer auf der Couch, er hält eine Spritze in der Hand, kneift mit der anderen in ihren unteren Bauch, hält die Haut fest und pikst. Eine von vier Spritzen täglich. So geht das über mehrere Wochen. Die Hormone schießen in ihren Körper.
Sie sollen bewirken, dass Siemes’ Eizellen reifen. Dann können sie in der Klinik entnommen werden für eine künstliche Befruchtung. Auf Siemes’ Bauch breitet sich mit der Zeit durch die Spritzen ein faustgroßes Hämatom in Dunkellila aus. Der Stich fühlt sich jeweils an wie der einer Wespe. Sie erinnert sich später noch gut daran.
An besagtem Abend sah sie sich plötzlich von außen: verzweifelt, erschöpft, voller Schmerz. Wir wollen doch nur ein Kind, dachte sie. Andere Leute haben einfach Sex. Wie konnte es so weit kommen? Siemes ist 38 Jahre alt, eigentlich heißt sie anders. Wenn sie spricht, fließen ihre Gedanken nicht nur in ihre Worte, sondern auch in ihre Gestik. Wenn sie etwas Rundes beschreibt, formen ihre Hände eine Luftkugel. Der Wunsch nach einem Kind sitzt so tief in Siemes, sie weiß gar nicht, wo sie nach seinen Wurzeln graben soll.
Siemes war lange Babysitterin
An einem Freitagmittag sitzt sie in ihrer Küche, in einer Stadt in Ostdeutschland. Hinter ihr ein sonnengetränkter Balkon voll mit Blumentöpfen. Ihr alter Kater setzt sich direkt vor sie, in die Mitte des kleinen Tisches zwischen zwei Kaffeetassen. "Der steht gerne im Mittelpunkt", sagt Siemes, entschuldigt seine Platzwahl und hebt ihn hoch. Wiegt ihn kurz in den Armen. Sagt: "Irgendwie sind meine Tiere eine Art ...

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