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Wieder mehr Raser bei illegalen Rennen

  • dpa

  • Mo, 08. Januar 2024
    Südwest

     

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Straße frei und aufs Gas treten, so nutzen Raser seit Jahren die Straßen im Südwesten für ihre ganz persönlichen Wettrennen. Allen Strafen zum Trotz: Der Hang zum Duell auf der Straße ist ungebremst.

Verwischte Lichtspuren eines Rasers.  | Foto: Frank Rumpenhorst (dpa)
Verwischte Lichtspuren eines Rasers. Foto: Frank Rumpenhorst (dpa)
Härtere Strafen, Gerichtsurteile und all die Fotos von zerbeulten Blechkarossen scheinen wirkungslos: Der Hang zum illegalen Rennen auf baden-württembergischen Straßen ist ungebremst – und er nimmt in bloßen Zahlen sogar wieder zu. Allein in den ersten sechs Monaten im Jahr 2023 ist die Zahl der verbotenen Vollgas-Duelle um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Landesweit wurden auf den Straßen 207 illegale Autorennen von der Polizei registriert, wie das Innenministerium auf Anfrage mitteilt. Dabei war die Zahl der illegalen Rennen 2022 eigentlich erstmals gesunken, seit der Vorwurf auch strafrechtlich verfolgt wird.

Aus Sicht der Landesbehörde hängt der Anstieg vor allem zusammen mit einer schärferen juristischen Verfolgung von Rasern. Denn wer vor der Polizei flüchtet und dabei aufs Gaspedal tritt, der wird laut Innenministerium inzwischen konsequent wegen eines sogenannten Einzelrennens angezeigt. Die Vorschrift gelte auch für Fälle, in denen nur ein einziges Auto beteiligt sei und in denen grob gegen die Regeln verstoßen und rücksichtslos gefahren werde, erklärte ein Sprecher des Ministeriums auf Anfrage. "Der Renncharakter geht dabei auch nicht verloren, wenn das Bestreben möglichst schnell voranzukommen darin besteht, verfolgende Polizeifahrzeuge abzuhängen", sagte er.

So dürfte auch ein damals 37-Jähriger in der Statistik auftauchen, der im vergangenen Januar für Schlagzeilen sorgte, als er im Raum Stuttgart zunächst mit Vollgas der Polizei entwischte und erst zehn Tage später gefasst werden konnte. Der Mann aus dem Kreis Biberach hatte mit seinem Sportwagen an einem Stauende auf der Autobahn 81 gewendet, war in die falsche Richtung zurückgerast und weiter auf die A8 Richtung München abgebogen – mit bis zu 300 Kilometern pro Stunde und ohne Führerschein, wie sich herausstellte. Die Polizei verlor ihn aus den Augen. Bei Mühlhausen im Täle (Kreis Göppingen) stellte der Raser das Auto ab und floh zu Fuß.

Illegale Autorennen gelten seit 2017 als Straftat. Seitdem kann die Teilnahme mit bis zu zwei Jahren Haft geahndet werden. Am Steuer sitzen bei illegalen Rennen nach Angaben des Ministeriums meistens Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren. Besonders beliebt ist bei Rasern die A8.

Auf der A81 registrierte die Polizei bislang mehr Rennen als auf jeder anderen Bundesautobahn. Mit einem Tempolimit wird dort versucht, die Raser auf dem besonders betroffenen Abschnitt zwischen Engen und Geisingen auszubremsen. Die meist hochpreisigen und aufgemotzten Sport- und Luxuskarossen haben oft Schweizer Kennzeichen, weil die Fahrer wegen hoher Strafen für zu schnelles Fahren und Autorennen im Nachbarland zum Rasen nach Deutschland ausweichen.

Die Polizei geht mit einem Bündel von Kontrollen, Videoüberwachung und Strafen gegen die Raser vor. Außerdem werden die oft hochtourigen Sportwagen beschlagnahmt. "Das trifft die Beschuldigten oft am meisten und schreckt ab", sagte ein Ministeriumssprecher.

Ressort: Südwest

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Kommentare

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Klaus Nied

325 seit 7. Mär 2017

... und keine Einsicht.
1. Warum werden überhaupt Verfolgungsfahrten gemacht, die immer wieder zu schlimmen Unfällen führen ? Wie wäre es, wenn wir wieder Autokennzeichen einführen, die, wenn überhaupt, nur mit großem Aufwand ab- und ummontiert werden können ? Das in Verbindung mit der Halterhaftung, und schon wäre jede Verfolgungsfahrt unnötig.
2. Warum dürfen hochmotorisierte Fahrzeuge überhaupt von so jungen Fahrern gefahren werden ? Das ist in anderen Ländern anders geregelt, und mieten dürfen die solche Autos schon gar nicht.
3. Man schaue mal in Länder, in denen die persönliche Freiheit einen viel größeren Stellenwert hat. Dort 50 km/h zu schnell gefahren heißt: Das Auto gehört dem Staat, der Führerschein ist weg, und ein neuer Führerschein kann erst nach einer MPU neu gemacht werden. Ohne Führerschein fahren heißt ins Gefängnis gehen.
Aber Autos sind in Deutschland ja heilige Kühe. Und die entsprechenden Herrschaften amüsieren sich köstlich über die Ordnungsbeamten und die Streicheleinheiten der deutschen Gesetzgebung.


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